In Memoriam
PROF. DR. - ING. habil.
CLAUS MEIER
Architekt SRL, BayAK
Nürnberg



Fragwürdige DIN-Normen



Die DIN-Normen enthalten zu viele methodische Fehler. Es folgt eine kurzgefaßte Auflistung als Auswahl. Die Seiten beziehen sich auf das Buch:
Meier, C. Richtig bauen – Bauphysik im Widerstreit – Probleme und Lösungen. Renningen-Malmsheim: expert verlag, 2. Auflage 2003, 265 Seiten. ISBN: 3-8169-2187-6

EnEV 2002, § 15: Regeln der Technik (S. 162):
Normen, technische Vorschriften und sonstige Bestimmungen anderer Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaft gehören zu ”anerkannten Regeln der Technik”, wenn das geforderte Schutzniveau in Bezug auf Energieeinsparung und Wärmeschutz dauerhaft gewährleistet ist.
Kommentar: Das geforderte Schutzniveau ist kein Maßstab für ”allgemein anerkannte Regeln der Technik”, DIN-Normen, technische Vorschriften und sonstige Bestimmungen gewährleisten nicht Dauerhaftigkeit, dafür aber dauerhaft unwirtschaftlich Konstruktionen (§17 ”Befreiungen”).

DIN 4108:
a) (S. 164/165): Fassung 1960: ”Bei geschichteten Außenbauteilen kann unsachgemäße Anordnung von Schichten zur Bildung von Tauwasser führen”.
Kommentar: Heute kann gemäß DIN als Jahresbilanz bis zu 1 Liter (1/2 Liter) Kondensat pro Quadratmeter Außenhülle entstehen (Stand der Technik).
b) (S. 165): ”Tauwasserausfall während der Verdunstungsperiode ist rechnerisch nicht zu berücksichtigen”.
Kommentar: Diese Vereinbarung führt zu einem methodischen Fehler, denn die falscheste unbelüftete Dachkonstruktion mit enormen Feuchteschäden wird damit immer als ”im Sinne der DIN unschädlich” ausgewiesen – ein bautechnischer Skandal.
c) (S. 166): Temperaturberechnungen und µ-Werte beim Tauwassernachweis gelten nur für den stationären Zustand.
Kommentar: Der stationäre Zustand ist unrealistisch, besonders bei massiven Baustoffen.

DIN EN 832:
a) (S. 166): Es wird der Heizenergiebedarf mit dem U-Wert berechnet.
Kommentar: Der U-Wert gilt nur für den Beharrungszustand, der nie vorliegt – dafür sorgt allein die Sonne.

b) (S. 166): Es heißt: ”Die jährlichen solaren Gewinne können vernachlässigt werden”.
Kommentar: Diese Aussage ist falsch.

c) (S. 167): Beim Abstrahlungskoeffizient hr in W/m²K wird die mittlere Temperatur aus Oberfläche und Himmel eingesetzt.
Kommentar: Günstige Gegenstrahlung der Erdoberfläche als Entlastung wird ignoriert.

d) (S. 167): In den Formeln für den Abstrahlungskoeffizienten fehlen die Werte c und r.
Kommentar: Das Speichervermögen einer absorbierenden Wand wird somit nicht berücksichtigt.

e) (S. 167): Abstrahlung wird aus der Differenz von Außenluft und Himmelstemperatur berechnet.
Kommentar: Maßgebend ist hierbei ausschließlich die Oberflächentemperatur und nicht die Außenlufttemperatur, da sie stark differieren.

f) (S. 168): Die Differenz der absorbierten Strahlungsenergie wird sofort und ausschließlich an die Luft abgegeben (Stationäres Modell mit Absorption).
Kommentar: Luft ist für Strahlung diatherm, die eingespeicherte Energie wird ignoriert. Deshalb sind diese Annahmen völlig unzutreffend.
g) (S. 168): Ein Rechenbeispiel im Anhang L endet mit einer Streuung von ±43,3%.
Kommentar: Eine derartige Rechenmethode ist ein ingenieursmäßiger Skandal.

DIN EN ISO 6946:
1) (S. 169): Es wird wie immer nur der U-Wert verwendet.
Kommentar: Der U-Wert gilt nur für den Beharrungszustand, der nie vorliegt.

2) (S. 169): Es heißt: ”Der Wärmeübergangswiderstand vernachlässigt auch jeglichen Einfluß kurzwelliger Sonnenstrahlung auf Außenflächen”.
Kommentar: Dies bedeutet die Ignoranz gegenüber kostenloser Solarenergie.

3) (S. 169): Es werden Schichten und Bereiche definiert und Mittelwerte berechnet.
Kommentar: Diese Anweisung ist praxisfremd, kompliziert und viel zu verwirrend.

4) (S. 169): Es wird eine ”Fehlerabschätzung” angeboten.
Kommentar: Diese pseudowissenschaftliche Kaschierung soll nur von den methodischen Fehlern einer stationären Berechnung ablenken.

5) (S. 169): Im Anhang A werden beim Wärmeübergangskoeffizienten Strahlung und Konvektion einheitlich behandelt (Dimension W/m²K).
Kommentar: Dies ist physikalisch absurd. Strahlung ist diatherm, erwärmt also keine Luft.

6) (S. 170): Die Wärmeleistung einer Strahlungsheizung wird proportional zur ”Übertemperatur” berechnet.
Kommentar: Die Wärmeleistung ist proportional zur vierten Potenz der absoluten Temperatur. Diese Annahme ist deshalb falsch, sie führt zu absurden Ergebnissen.

7) (S. 170): Unbelüftete Lufträume werden für Strahlung und Konvektion im Anhang B ebenfalls ”einheitlich” behandelt.
Kommentar: Dies ist deshalb ebenfalls falsch.

8) (S. 170): Es wird im Anhang B der Strahlungsaustauschgrad E zur Bestimmung des ”Wärmeübergangskoeffizienten für Strahlung” herangezogen.
Kommentar: Hier geht physikalisch alles durcheinander – eine naturwissenschaftliche Konfusion.

9) (S. 170): Im Anhang B.3 wird dann analog verfahren.
Kommentar: Überall ist alles falsch.

10) (S. 170): Anhang C behandelt die U-Wert-Berechnung von trapezförmigen Dämmstoffschichten.
Kommentar: Da die Effizienzschwelle bei maximal 6 bis 8 cm Dicke liegt, ist dies blindwütiger Aktionismus und eine pseudowissenschaftliche Absurdität.

Fazit:
DIN-Normen enthalten derart viel methodische und inhaltliche Fehler, daß sie in der Tat nicht mehr ernst genommen werden können.

07.02.2003http://ClausMeier.tripod.com